An gewissen Tagen erklimmen wir die höchsten unserer vielen Berge und haben vor dem Abendessen noch eine Runde in den Untiefen der schwarzen See gebadet.
Einmal haben wir die Aussicht genossen und die Sonne zeigte uns die Richtungen in allen Farben.
Ein ander Mal haben wir aber auch die durchdringende Kälte gespürt welche uns erschauern lässt und sind leise durch die Dunkelheit geschwebt, schwerelos, planlos.
Jene Tage zeigen uns die Landschaft unseres Gemüts, unseres Charakters und Seins. Solange wir Innehalten und bloss wenige Augenblicke im eigenen Momentum verweilen, erlangen wir die Fähigkeit uns selbst und andere anzustossen, zu schwingen.
Blickt man zurück auf die Kindheitstage, so stellt man fest wie viele Dinge wir gewollt und gekonnt haben.
Wir wollten die Welt, wir wollten stärker, grösser, schneller, gerissener, gewitzter sein. Wir konnten es alles sein, wenn nicht in der Realtiät von denen, dann in unserer eigenen.
Doch mit der Zeit verbog sich auch die unsere, unsere Werte und Ansichten, die Welt prägte uns und wir fingen an Stück für Stück eine Rückkopplung zu entwickeln. Die zweiseitige Prägung der baren Münze begann.
Ein gutes Gefühl endlich in zwei Realitäten Herr und Meister zu sein. In beiden erhöht sich jedoch auch die Wahrscheinlichkeit diese Kontrolle zu verlieren, ständig zwischen die Welten zu fallen.
Aber wir wollten schon immer und wir werden auch weiterhin immer wollen. Ein menschlicher Zug für ein sich langsam entfremdendes Wesen. Stehts im Ungewissen stehen bleibend.
Doch wir wollten so sein wie der Fels in der Brandung, so wie eine stehts erblühende Blume, ein eiskalter, flinker Hai im tiefen Ozean, ein erhabener Vogel mit dem Blick über seinen kühlen Wald, unsere eigene Weltherrschaft.
Aber wie sehr wir auch wollten, zwei Realitäten liessen weniger Spielraum als wir eigentlich dachten.
Ein paar Jahre vergehen und explodieren vor unseren Augen, die Berge und Tiefseehöhlen scheinen unerforscht und verschlucken jegliche Möglichkeit für Ordnung, Chaos herrscht. Einmal blässt der Wind einen den Berg hinauf, einmal hindert er uns schon am Fusse des Bergs überhaupt einen Aufstieg zu wagen.
Wir fangen an, an Tagen mehr zu zittern während wir unsere Zehen ins klare Wassen tauchen, doch an anderen hüpfen wir mit Leichtigkeit hinein. Wir erkennen unsere eigenen Täler, Wälder, Länder, Kontinente und Erden auf eine ganz neue Art. Neue Düfte des Zwiespalts beginnen im Wind mitzuwehen und der Himmel verspricht uns immer noch die alten Farben. Wankend, balancierend bewegen wir uns auf dieser Gratwanderung von der wir nicht wissen wann wir wieder auf flachem Boden stehen.
Und dann auf einmal erforschen wir nicht nur unseren Planeten, nein wir wandern regelrecht durch die Wunder unserer Welt. Wir halten inne und realisieren neue Pfade und fangen an uns eine Karte aufzuzeichnen, auf einmal wissen wir die Himmelsrichtungen.
Wenn wir dann an einer Kreuzung stehen klärt sich die Sicht und wir erkennen unseren eigenen Willen wieder. Einige können ihm sogar lächelnd entgegen blicken und ihm so sein schönstes Geheimniss entlocken.
Genau an dieser Kreuzung, in diesem Augenaufschlag haben wir gelernt, was es heisst zu wollen.
Wir wollten vor Jahren noch so vieles von uns selbst und nun stehen wir inmitten unseres eigenen Anstosses, gerade erst realisierend, dass wir nun unser Wille selbst sind.
Wir wollten gross sein, die Zentimeter haben sich gehäuft.
Wir wollten stark sein, die Muskeln sind gewachsen.
Wir wollten den Horizont klar und deutlich sehen, unsere Sicht war noch nie klarer.
Wir wollten sein was wir jetzt sind.
Mit solch einer Erkenntnis und dem kommenden Frieden danach, können wir uns selbst nicht nur willkommen heissen sondern auch beglücken. Die Höhen und Tiefen bleiben, die inneren Monogloge zerreissen stehts und verbinden sich gleich darauf hin aufs Neue, Erdbeben werden die Welt stehtig erschüttern. Was unstehtig bleibt unterwirft sich nie dem Wandel.
Doch wir wollten einmal, ganz am Anfang. Und nun schauen wir auf die Kreuzung und wir wählen. Gewollt.
10.4.2021